Hope

Elektronische Soundscapes mit einem MFB Kraftzwerg Synthesizer für die Tanzperformance „Hope“ von Chikako Kaido am 27, 28 und 29 Oktober, Concrete Zone 1, Düsseldorf. Foto: Kanade Hamawaki
Bei einem Workshop von andpartnersincrime im Rahmen des Impulse Theater Festivals 2023, Ringlokschuppen/ Mülheim an der Ruhr. Herzlichen Dank an FestivalFriends!

Cinema Romantics

 

CINEMA ROMANTICS
Releasekonzert und Lesung
Samstag, 11.02.2023, 17- 18 Uhr
Kino Lichtspiele Kalk/ Köln

Die Idee zu Cinema Romantics entstand vor einigen Jahren in einer Berliner Bar. Zero Solaris und Graf Tati kritzelten Namen von Lieblingsschauspielerinnen auf ihre Bierdeckel – Filmdiven, über die sie gerne Songs machen würden. Vielleicht wäre alles am nächsten Morgen vergessen gewesen, aber die Bierdeckel tauchten wieder auf und die beiden begannen mit dem Songwriting.

Mit Unterstützung des Kulturamts Köln haben Cinema Romantics ihr Debut-Album aufgenommen und auf Vinyl pressen lassen. Das Album wird im Februar 2023 auch im Stream veröffentlicht. Lucas Croon hat die Musik gemischt und die italienische Fotografin Cristina Coral stellte für das Platten-Cover eines ihrer Architektur-Fotos zur Verfügung. Cécile Dupaquier und Miss Django haben als Sprecherinnen bei den Aufnahmen mitgewirkt.

Vor der Leinwand der Lichtspiele Kalk stellen Cinema Romantics ihre Film-Songs vor. Zwischen den musikalischen Darbietungen liest Miss Django Texte zu den besungenen Filmikonen. Das Publikum sitzt in den Kinosesseln, hört die Musik, erinnert sich an Filmszenen und Kinoerlebnisse. Cinema Romantics ist eine Hommage an das Kino: Die Projektionsfläche wird zum Bühnenbild und das Kino zum Vorstellungsraum seiner selbst.

Ein Konzert mit Songs über Romy Schneider, Isabella Rossellini, Jeanne Moreau, Marlene Dietrich, Charlotte Rampling, Maggie Cheung, Pam Grier, Marilyn Monroe und weitere Ikonen des Kinos

Vocals und Tasten: Zero Solaris
Vocals und Gitarre: Graf Tati
Lesung: Miss Django
Öffentlichkeit: Rosanna D´Ortona

Konzertkarten und Cinema-Platzwahl

Cover-Foto Schallplatte: Making architecture series (2018) Cristina Coral

Die Produktion der Schallplatte „Cinema Romantics“ wurde durch das Kulturamt der Stadt Köln gefördert.

Sheikha Latifa

Sheikha Latifa
song # dance # video
by
we should all be feminists

2018 versuchte Prinzessin Latifa Al Maktum,
aus Dubai zu fliehen. Sie wurde gewaltsam
und gegen ihren Willen dorthin zurückgeholt.

Gefördert durch ein Stipendium der GEMA im Rahmen von Neustart Kultur 2022

OSTEINGANG

Oliver Bedorf & Julia Horn: OSTEINGANG
Theaterperformance mit Archiv

26.11.2021, 20.00 Uhr
27.11.2021, 20.00 Uhr
28.11.2021, 18.00 Uhr

Ort: Alte Feuerwache Köln (Halle), Melchiorstraße 3, 50670 Köln
Tickets: https://t.rausgegangen.de/tickets/osteingang, 16 / 10 €

Der Osteingang des E.v.B.-Gymnasiums in Wipperfürth/ NRW war Pausenraum und Rückzugsort gleichermaßen. Dort wurde während der Achtziger Jahre in jeder Pause schnell eine Zigarette geraucht, bevor es mit dem Unterricht weiter ging. Dieser Ort ist Ausgangspunkt für eine Erinnerungs- und Theaterarbeit. Der Schauspieler/Musiker Oliver Bedorf und die Fotografin Julia Horn besuchen im Sommer 2021 zehn ehemalige Mitschüler*innen. Sie porträtieren diese Menschen in ihrem jetzigen Lebensumfeld und führen Interviews. Im Nachspüren aus heutiger Sicht geht es um die Sehnsüchte, Ideen und Träume von damals – und darum, was daraus geworden ist. Mit den gesammelten Bildern und Tonaufnahmen entsteht auf der Bühne ein neuer Osteingang in Form eines Archivs. Vier Tänzer*innen und Schauspieler*innen entwickeln Szenen zu dem Erinnerungsmaterial. Während des Theaterabends wechseln sich Szenen mit „Schulpausen“ ab, in denen die ZuschauerInnen selbst im Osteingang-Archiv stöbern dürfen.

ZERO SOLARIS hat das Thema auch musikalisch bearbeitet – entstanden ist die Vinyl-Single OSTEINGANG, die im Anschluss an die Theaterperformance am 26.11. veröffentlicht wird.

Konzept & Interviews: Oliver Bedorf, Julia Horn
Fotos & Ausstellung: Julia Horn
Bühne & Ausstattung: Cordula Körber
Produktionsassistenz: Genoveva Wieland
Mit Rike Joeinig, Adrián Castelló, Malin Gebken und Oliver Bedorf

Förderer: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Kunststiftung NRW, Kulturamt der Stadt Köln

Installation im Lutherturm Köln vom 03.03.21 – 06.03.21 im Rahmen von SOIRÉE SONIQUE mit Texten der Performance WASCHEN SCHNEIDEN HÖREN von Oliver Bedorf und Philine Herrlein. WASCHEN SCHNEIDEN HÖREN wurde 2019 durch Musikfonds e.V. und durch das Kulturamt Köln gefördert.

DIE TREPLÄV – BÜHNE

Man schaut direkt auf den See und auf den Horizont“1

Gefundene Orte haben eine ihnen innewohnende Sensibilität, die es zu entdecken gilt. Diese Sensibilität zu nutzen macht ortsspezifisches Theater überhaupt erst interessant. Die Trepläv-Bühne in Anton Tschechows 1895 geschriebenem Theaterstück „Die Möwe“ ist dazu ein Schlüssel.

Das Stück beginnt mit den Vorbereitungen zu einer privaten Theateraufführung im Familien- und Bekanntenkreis . Trepläv, der Sohn einer bekannten Schauspielerin zeigt ein selbst verfasstes Theaterstück. Für diese Inszenierung eines Theaters im Theater gibt es jedoch kein herkömmliches Bühnenbild. Stattdessen wird der See hinter der Terrasse und der gerade aufgegangene Mond als temporärer Hintergrund genutzt. Trepläv sagt: (…) Das nenne ich ein Theater. Vorhang, (…) und dahinter der leere Raum. Keinerlei Dekoration. Man schaut direkt auf den See und auf den Horizont. Genau um halb neun, wenn der Mond aufgeht, ziehen wir den Vorhang auf.“ 2 Es geht also nicht darum, dass keine Mittel vorhanden wären, um einen Bühnenhintergrund herzustellen, sondern der „leere Raum“ hinter der Bühne ist eine bewußte Regieentscheidung. Eine besondere Bedeutung gewinnt die Trepläv – Bühne dadurch, dass sie nur an einem bestimmten Ort existiert, nämlich auf der Terrasse des teplävschen Elternhauses. Über seine Mutter , die Herrin des Hauses und eben jene berühmte Schauspielerin sagt Trepläv: „Sie liebt das Theater, sie glaubt, sie diene der Menschheit, der heiligen Kunst, aber für mich ist das moderne Theater Routine, Konvention (…) Wir brauchen neue Formen (…)“3

Die ortspezifische Bühne als formal erneuernde Theaterstrategie erfüllt genau diese Forderung. Sie konfrontiert die zuschauenden Verwandten und Bekannten, vor allem aber Mutter und Sohn mit der eigenen altbekannten Perspektive. Die Sicht der Mutter auf die Welt ist die Sicht der konventionellen Kunst, gegen die Trepläv revoltiert. Trepläv deutet den Blick von der Terrasse des Elternhauses in seinem Theaterstück um: Wie in einem Traum wird das bekannte zum unbekannten und die Realität fällt in sich zusammen. Nina, die vortragende Schauspielerin spricht von einer fernen Zukunft, in der es keine Menschen mehr gibt und in der nur noch eine „Weltenseele“ umher irrt. In Treplävs Vision ist die Zukunft menschenleer und abstrakt. In Stanislav Lems Science fiction – Roman „Solaris“4 trifft ein Forscher im Orbit eines fremden Planeten seine verstorbene Geliebte und zwar als körperlich anwesendes Geschöpf. Dann stellt sich im weiteren Verlauf des Romans heraus, dass der rote Ozean des Planeten das Unterbewusstsein des Forschers spiegelt und daraus eine lebendige Puppe, einen Körper formt. Dies ist eine Version der treplävschen Bühne, bei der – wenn man den Ozean auf einem fiktiven fremden Planeten so nennen kann – die Natur zum handelnden und bestimmenden Wesen wird. In beiden Werken wird der umgebende Raum dazu benutzt, um unterbewusste Inhalte zu verhandeln, der „leere Raum“ hinter der Trepläv Bühne und hinter den Bullaugen der Raumstation wird zu einem surrealen Spiegel.

Vor allem Theaterakteure aus dem Umkreis der Gießener – Schule haben in den vergangenen 30 Jahren eine neue Sensibilität für den Raum entwickelt, die der von Trepläv in Tschechows „Die Möwe“ ähnelt. Viele Produktionen des Sprechtheaters wiederum benutzen zwar ortsspezifische Bühnen, aber diese Orte haben hier eine ähnliche Funktion wie in den Theaterhäusern: Sie bleiben Kulissen und werden als Orte nicht hinterfragt oder kontextualisiert. Wenn ich mich als TheatermacherIn für eine ortsspezifische Bühne entscheide, entscheide ich mich aber zuerst einmal gegen jene Illusions-Maschine, die klassische Theaterhäuser bieten. Ist es dann nicht interessanter, nach dem Wesen der Umgebung zu fragen, in dem wir als KünstlerInnen arbeiten, statt der Umgebung unsere Vorstellungen aufzuzwingen?! Truth is stranger than fiction – Inhalte und Formen für spannendes Theater sind in den Geschichten der Räume verborgen und es steht uns frei, diese Geschichten zu entdecken und damit dem Wesen unserer Umgebung auf die Spur zu kommen. Der Umgang Treplävs mit seiner Bühne in „Die Möwe“ läuft darauf hinaus, genauer zu untersuchen, was meine eigene Beziehung zu genau dem Raum ist, in dem ich mich jetzt befinde. Was kommt aus dem Raum, in dem wir Theater machen oder in dem wir Theater erleben? Was ist schon da? Was macht der Ort mit mir, mit meinem Körper und mit meinen Gedanken? Der autobiografisch-dokumentarische Kontext rückt in den Vordergrund.

1-3. Trepläv in Die Möwe
von Anton Tschechov, Diogenes 1973
4. Solaris von Stanislav Lem, Claasen Verlag 1972

Linolschnitt: Oliver Bedorf