Als ich Mitte der 1980er Jahre mit dem Singen anfing war meine erstes Mikrofon ein Electro Voice BK-1. Wahrscheinlich habe ich es 1987 in Köln gekauft. Ich mochte das Design dieses Mikrofons und im beigelegten Faltblatt hieß es : „Especially for nightclub-use“. Für jemanden wie mich, der in einer verschlafenen Kleinstadt auf dem Land aufgewachsen ist klang das geheimnisvoll, urban und cool. Außerdem erinnerte es mich an den Albumtitel „Nightclubbing“. Das ist meine Lieblingsplatte von Grace Jones mit Songs wie „Pull up to the bumper“, „Libertango“ und natürlich „Nightclubbing“. Das neue Mikrofon war genau so glänzend, sexy und schwarz wie Grace. Aber unglücklicherweise benötigte man dafür eine ziemlich teure Batterie, denn sonst funktionierte es nicht. Zwar hätte man die sogenannte„Phantomspeisung“ benutzen können – man bedient einen Schalter am Mischpult und der für den Betrieb benötigte Strom wird durch das Mikrofonkabel zum Mikrofon zurück geleitet, dafür war das Mikrofon ausgelegt; aber damals war dieses Feature neu und die meisten kleinen Mischpulte waren nicht damit ausgestattet. Also musste man diese teure Batterie benutzen – sie kostete 20 bis 25 Deutsche Mark das Stück. Und es wurde empfohlen, sie nach Gebrauch immer aus dem Mikrofon zu nehmen. Das habe ich damals meistens vergessen, so dass die Batterien immer halbleer waren und der Klang dadurch leise und nicht sehr überzeugend.
Ich glaube, das war der eigentliche Grund dafür, dass dieses Mikrofon damals keinen guten Ruf hatte. Es gab recht viele Sänger, die in den 80er Jahren ein BK 1 hatten, aber mein Eindruck war, dass niemand das Mikrofon wirklich mochte. Auch ich habe meine anfängliche Begeisterung dafür schließlich verloren und das BK-1 verkauft.
Aber vor drei oder vier Jahren las ich dann in einem Forum etwas über das Electro-Voice BK1. Ein kalifornischer Tontechniker schwärmte überraschenderweise davon und schrieb, dass er diesen Mikrofon-Typ in den 90er Jahren für diverse Konzerte von Stephen Stills und von Kris Kristofferson benutzt hätte. Er erwähnte auch, dass man für einen guten Klang unbedingt besagte Phantomspeisung benutzen solle.
Als ich letztes Jahr zwei BK-1 Mikrofone auf Ebay sah, stellte sich heraus, dass der Verkäufer genau jener Tontechniker war, der diese Beiträge geschrieben hatte – Andy. Er hatte mit dem Touren aufgehört und verkaufte deshalb sein Equipment. Also ersteigerte ich die Mikrofone und er schickte sie über den Atlantik. Sie waren in einem sehr guten Zustand. Mit Phantomstrom ist das BK-1 jetzt für mich das perfekte Live-Mikrofon. Es klingt warm, überträgt einen großen Frequenzbereich und es ist trotzdem nicht besonders empfindlich gegenüber Feedbacks.
Außerdem finde ich das Design immer noch großartig. Kürzlich habe ich gelesen, die Buchstaben BK seien eine Abkürzung für „Black knight“. Erst dachte ich, das sei ein Scherz, aber dann habe ich mir das Logo genauer angesehen und dort kann man tatsächlich einen winzigen schwarzen Ritter auf einem Pferd erkennen. Obwohl ich das Mikrofon jahrelang benutzt hatte, ist mir das nie aufgefallen.