waschen schneiden hören
Oliver Bedorf/ Philine Herrlein
Circa 50 Minuten
Der Surrealist Louis Aragon beschrieb in seinem Roman ‚Der Pariser Bauer‘ den Friseursalon im Paris der 1920er Jahre als einen Ort der Kontemplation. Dieser Ort ermöglicht bis heute ein spontanes Eintreten in eine unvermittelte Nähe und den Austausch über Persönliches und Alltägliches. Als Kunde begebe ich mich wortwörtlich in die Hände des Friseurs. Während des Haareschneidens schließe ich meine Augen, und kurze Berührungen, Gerüche und Geräusche treten in den Fokus einer kurzweiligen aber intimen Begegnung. Dieser sensorische Raum interessiert uns als gefundener Ort im Sinne eines objet trouvé und als temporärer Performance-Raum.
waschen schneiden hören ist eine Performance mit Ton und Sprache, in der sich die Klangperspektive für das Publikum verändert und in der verschiedene Resonanzaspekte des umgebenden Raumes zum Vorschein kommen. Mit Musikkassetten, welche über 6 tragbare Radiorekorder abgespielt werden, bringen wir die aufgenommenen Alltags-Geräusche des Frisuersalons dorthin zurück. Wir bewegen die Rekorder durch den Raum. Wie klingt diese Ecke? Was ist die Geräuschkulisse des Waschbeckens, in dem die Haare der Kunden gewaschen werden? Es ist eine Untersuchung der sozio-räumlichen Struktur mit künstlerischen Mitteln, bei der der Mensch den Ort zwar prägt, aber in seinem Dasein letztendlich durch den Ort bedingt ist.
Die Performance richtet sich sowohl an kunstinteressierte Besucher als auch an vorbei schreitende Pasanten. Wir gehen wieder einmal zum Friseur. Wir hören die Schere und die Stimme des Friseurs. Und wir tauchen tiefer in etwas ein, was wir an der Oberfläche schon lange kennen.
Bisherige Stationen:
Salon Jags Hair/ Köln am 24. und 25.11. 2018
Salon Pernille/ Köln am 06.10.2019
Installation im Lutherturm Köln mit projizierten Texten aus der Performance
von 03.03.21 – 06.03.21
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, durch die Bezirksvertretung Köln Ehrenfeld
und durch den Musikfonds e.V.